28. Aug 2010
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Die Krankheit verläuft individuell zwar sehr verschieden, dennoch lassen sich typische Verlaufsformen herauskristallisieren, die im Prinzip in allen Kombinationen auftreten können.
Man unterscheidet grob: den Krankheitsschub und die Progredienz, die das kontinuierliche Fortschreiten der bestehenden Krankheitsymptomatik bezeichnet. Die Schübe können sich vollständig oder unvollständig zurückbilden (= remittieren; Rückbildung: Remission).
Die häufigsten Verlaufsformen
Der schubförmig remittierende Verlauf zeichnet sich durch das plötzliche Auftreten von Krankheitssymptomen aus, die sich vollständig oder unvollständig zurückbilden. In letzterem Falle können Behinderungen zurückbleiben. Diese rein schubartige Form ist die zweithäufigste und besteht bei etwa 20% der Betroffenen. Drei Viertel der Patienten erleiden innerhalb von fünf Jahren einen nächsten Schub
Leider bleibt es nicht immer bei diesem Krankheitsverlauf. Bei einem Teil der Patienten geht die Multiple Sklerose in eine (sekundär) chronisch progrediente Verlaufsform über, während dieser es aber zusätzlich zu abgrenzbaren Schüben kommen kann. Diese Verlaufskombination ist die häufigste. Die Beschwerden gehen im Verlauf oft immer unvollständiger zurück, was zu einer Zunahme der Behinderungen führt.
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Die progrediente Form liegt wiederum bei 20% der Patienten von Beginn ihrer Erkrankung an vor: der so genannte primär chronisch progrediente Verlauf. Die Hälfte der Erkrankten erlebt währenddessen keine Schübe.
Das Adjektiv chronisch beschreibt es schon: Merkmal dieser Stufe ist die permanente, schleichende Verschlechterung des Krankheitsbildes. Während dieses Stadiums heilen die bestehenden Symptome im Verlauf immer unvollständiger ab, die bleibenden Behinderungen nehmen stetig zu.
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Man hat festgestellt, dass die MS bei jungen Patienten überwiegend schubförmig, bei Patienten im Alter über 40 Jahre häufiger mit einer chronisch-progredienten Form beginnt.
Bei Frauen tritt der schubförmige Verlauf doppelt so häufig auf, Männer wiederum sind häufiger von einem chronisch-progredienten Verlauf betroffen.
Doch auch wenn der Arzt die jeweilige Verlaufsform, in der sich sein Patient befindet, definieren kann, so ist es ihm dennoch nicht möglich den weiteren Krankheitsverlauf individuell vorherzusagen. Es gibt Wahrscheinlichkeiten, die sich in den oben beschriebenen Häufigkeiten widerspiegeln. Diese Entwicklungen können aber nicht zur Regel gemacht werden: Die MS kann jederzeit in der bestehenden Form „stehen bleiben" – entweder für längere Zeit, selten auch für immer.
Allgemein erleben die meisten Betroffenen eine lange Phase, in der sich Schübe, Verbesserungen und Verschlechterungen des Zustandes abwechseln.
Aber auch die Art der Beschwerden ändert sich während der Krankheit. Patienten berichten in späteren Stadien beispielsweise vermehrt über Gang- und Gleichgewichtsstörungen, Gefühlsstörungen, starke Müdigkeit oder über Schwächegefühl in den Beinen. Zu den weiteren Symptomen gehören u.a. Störungen beim Wasserlassen, Koordinationsstörungen der Arme oder Beine sowie Schmerzen.
Man spricht von einem neuen Schub, wenn:
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sich innerhalb von Stunden oder Tagen neue Krankheitszeichen entwickeln, welche mindestens 24 Stunden lang anhalten, oder
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seit dem letzten Schub mindestens ein Monat vergangen ist und „alte" Symptome erneut oder ganz neue auftreten
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die Symptome sich zwar relativ schnell entwickeln, d.h. über Tage oder auch Wochen, nicht aber von einer Sekunde auf die nächste!
Ursache eines solchen Schubes ist die Bildung neuer Entzündungsherde oder eine erneute Aktivierung schon früher aufgetretener Plaques, die dem Patienten in der Zwischenzeit keine Beschwerden mehr gemacht haben.
In der Regel halten die Symptome, die während eines Schubes auftreten, einige Wochen bis Monate an und bilden sich im Allgemeinen von alleine wieder zurück. Bleiben sie bestehen, so bedeutet dies für den Patienten meist eine fortschreitende Beeinträchtigung seiner Körperfunktionen - oft über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Von einem echten Schub abzugrenzen ist der so genannter Pseudoschub. Hierbei kommt es nicht zu neuen Entzündungen im Gehirn oder Rückenmark und damit einer wieder aufflammenden Krankheitsaktivität der Multiplen Sklerose.
Bestimmte Lebensumstände, beispielsweise ein fiebriger Infekt, führen in diesem Moment dazu, dass bereits bestehende Plaques sozusagen „wieder gereizt" werden. Bis dahin hatten sie ein Rückbildungsstadium erreicht, so dass die Betroffenen während ihres normalen Alltags nichts mehr bemerken. Die ehemals durch die Plaques bedingten Beschwerden sind kompensiert und werden nicht mehr wahrgenommen. Durch bestimmte „außergewöhnliche" Zustände, z.B. Erhöhung der Körpertemperatur (z.B. Fieber, heißes Bad, Sauna) oder Stress, kommt es zu einer plötzlichen Zunahme der Auswirkungen alter Krankheitsläsionen. Wahrscheinlich beruht dieses Phänomen auf Veränderung der elektrischen Leitfähigkeit der Nervenzellen.
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